ROMAN: Wahre Bloodhounds kneifen nicht (nur lesen!)

      Kapitel 19 -Die Ruhe nach dem Sturm (Part 1)

      Er trug die Schuld an allem. Nur seine Unfähigkeit hatte dieses Desaster herbeigeführt. Wiedereinmal. Er fluchte laut. Vielleicht war es ein Hilfeschrei.
      Von einem kleinen Hügel aus betrachtete er das aufgebaute Feldlager, südlich der Stadtgrenze. Was er sah kam einen verschwommenen Zerrbild nahe. Lachende Gesichter paarten sich mit grimmig Trauernden. Tamarjäger und Rebellen hatten beide den Sieg errungen und doch lagen zwischen wenigen Zentimetern Welten.
      Er konnte es nicht verstehen.
      Brachte der Verlust Vieler weniger Schmerzen als der Tod eines Einzelnen?
      Wie konnte jemand einen Sieg feiern, der Tags zuvor noch unablässig Gräber augehoben hatte?
      Viele solcher Fragen schossen ihm durch den Kopf.
      Niemand bei den Jägern stand es nach einer Feier.
      Dabei hatten die Bloodhounds nur zwei Särge in den Boden gesetzt.
      War es gerecht, dass er noch hier oben weilte, während andere für seine Fehler starben?
      Wenn eer doch nur rechtzeitig aus dem Landungsschiff gekommen wäre.
      Oder nicht den Rebellen in die Arme gerannt wäre.
      ODER..ODER..
      Es war seine Schuld. Keiner hatte einen Fehler begangen. Nur Er. Er. Und immer wieder er.

      Seine Überlegungen hinsichtlich dieser selbsterfüllenden Prophezeiung, steigerten sich gerade auf den Höhepunkt zu, als ihn jemand unerwartet an der Schulter packte.
      Es war Sven.
      "Hey, dich hab ich schon überall gesucht."
      "Du willst mich bestimmt wegen meiner bevorstehenden Entlassung sprechen."
      "Entlassung? Ganz im Gegenteil. Was faselst du da eigentlich? "
      Er schaute ihn leicht betrübt an.
      "Ich wollte dichmit in die Besprechung nehmen. Jetzt komm. Auf. Ich will Raider lieber nicht warten lassen."
      "Nagut. Wenns sein muss. "
      Er stand auf und folgte seinem Oberleutnant mit gnatschendem Schritt.
      Kapitel 19 - Die Ruhe nach dem Sturm (Part 2)

      Im Schein der untergehenden Sonne betraten sie das rot schwarze Kommandozelt, dessen Innenraum nun wie eine billige Absteige im Vergnügungsviertel wirkte. Dass schale Licht zweier dem Eingang abgewander Lampen konnten diesen Eindruck nicht unbedingt beseitigen, doch
      immerhin erfüllten sie noch ihren ursprünglich erdachten Zweck, ganz im Gegensatz zu einem zerbrochenem Holzstuhl, über den sich Roger, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, lautstark ausliess.
      "Was soll der Scheiss. Warum finden solche Treffen nicht einfach im Freien statt und überhaupt: Wo ist Raider?"

      Eine interessante Frage die ein anderer Erzähler in Ausübung seiner schreiberischen Pflichten und mithilfe thematischer Allwissenheit sicherlich sofort und umschwänglich beantwortet hätte. Die nächsten 5 Seiten hätten dann Dinge wie Miniatur HolzPferden, das Reiten gigantischer Dinosaurier, die auf Memmingen übrigens den Ruf BigFoots innehalten, verschiedene Rockkonzerte sowie die Winterflugrouten tharkadischer Blauschwanzgreifen beinhaltet.
      Da diesem Autor allerdings bewusst ist, dass insbesondere der Abschnitt mit den Dinosauriern keinerlei Interesse weckt, beantwortet er lieber eine andere Frage mithilfe einer seiner innig geliebten und überschwänglich genutzten Rückblenden. Dazu müsste nur Sven den für ihn bestimmten Brief finden, der sich zwischen der Unordnung des Tisches verbirgt.

      "Keine Ahnung, aber bei diesem Chaos muss irgendetwas heftiges vorgefallen sein."
      "Sollten wir dann in der Zwischenzeit nicht aufräumen, du weisst doch wie sehr Raider Unordnung hasst."
      "Nein Roger, noch mehr hasst er es wenn jemand seine Unordnung verunordnet."
      "Okay, dann warten wir einfach."

      Argh. Das sind die Momente die bei einem Autor den Würgreflex auslösen. Protagonisten die sich weigern nach seiner Pfeife zu tanzen, weil sie eine andere Figur mehr fürchten als die Macht des unsichtbaren Erzählers.
      Glücklicherweise lässt sich das hier nochmals beheben.

      " Findest du es nicht auch merkwürdig dass die ganzen Blätter über den Boden verstreut sind, aber auf dem Tisch ein fein säuberlich platzierter Brief liegt? "
      " Ist mir noch gar nicht aufgefallen."
      Sven trat in die Nähe des Hölzernen Möbiliars und hob den Umschlag auf.
      "Öffne ihn. .", forderte Roger wissbegierig.
      "Ich denke nicht dass er für mich bestimmt ist."

      AAAAAAAAAARGH.

      Bevor er den Umachlag wieder zurücklegte drehte er ihn nocheinmal um und erkannte seinen Namen handscheiftlich niedergeschrieben. Sven wunderte sich wie er das beim ersten Mal hatte übersehen können.

      Dann öffnete er endlich den Brief.
      Abschied ist nur ein anderes Wort für Neubeginn ( Part 1)

      "Liebe Jäger,

      wenn ihr diesen Brief in euren Händen haltet, so heißt es, dass ich mich von euch verabschieden möchte.
      Viele Jahre sind wir gemeinsam auf dem Schlachtfeld füreinander eingestanden. Haben gemeinsam Schweiß und Blut vergossen.
      Haben Momente der Freude und Trauer durchlebt. Neuankömmlinge begrüßt und alte Kameraden verabschiedet. Alles für unser gemeinsames Ziel eines befreiten lyranischen Tamars.
      Nun ist wieder ein Jäger von uns gegangen. Möge er den Frieden finden, den er sich für uns immer gewünscht hat.

      Wieder ist ein Jäger von uns gegangen.
      Und gerne würde ich sagen, dass sein Tod, trotz all der Trauer und Wut die er in uns hinterlassen wird, einen Sinn hatte.

      Würde gerne sagen, dass wir nun diesen letzten versprochenen Schritt gegangen sind.
      Würde gerne sagen, dass unsere wunden Füße nun in Frieden ruhen können.
      Dass die Lieder von Helden und Sagen angestimmt werden.

      Doch das wäre eine Lüge.

      Die Wahrheit ist, dass Archonentin Katarina Steiner verkündet hat, dass alle befreiten Systeme zum 13. März 3034 unter dem Banner der neugegründeten Republik von Rasalhaag vereint werden sollen.

      Die Wahrheit ist, dass wir unserem Ziel ferner sind als je zuvor.

      Zur Wahrheit gehört auch, dass ich euch im Stich gelassen habe.
      In den letzten zwei Wochen auf Memmingen konnte ich euch nicht die Führung geben, die ihr gebraucht hättet.
      Nicht die verlässliche Stütze sein, die ihr verdient habt.
      Man kann nicht überall sein. Aber in den letzten zwei Wochen war ich gefühlt für niemanden da.
      Durch meine Befehle habe ich viele von euch in unnötige Gefahr gebracht. Auch deshalb musste wieder ein Jäger von uns gehen.
      Hierfür trage einzig und allein ich die Verantwortung, weshalb ich mit sofortiger Wirkung von meiner Position als Kompanieführer zurücktrete.
      Im Wissen, dass ihr nun in besseren Händen seid.

      Auch wenn alles sinnlos erscheinen mag, so möchte ich euch.. nicht als Kommandant oder Kamerad.. sondern in freundschaftlicher Verbundenheit darum bitten, auch weiter füreinander da zu sein.
      Euch gegenseitig den Halt und den Raum zu geben, den jeder Einzelne benötigt.
      So wie wir Jäger das schon immer getan haben.
      Auf diese Gemeinschaft war und bin ich und solltet ihr stolz sein.

      Auch wenn ich euch heute verlasse, so möchte ich sagen, dass ich im Herzen immer ein Tamarjäger sein werde.

      In Liebe

      Raider.


      PS:
      Lieber Sven
      Ich weiß dass die Jäger bei dir in gut... den besten Händen sind.
      Du wirst dich bestens um sie kümmern-

      Mach dir da keine Sorge. Betrachte es als letzten Befehl Rat von einem alten Freund.


      PPS: Das Gefallenen Ehrenabzeichen für die Bestattung befindet sich im Schreibtisch. Oberste Schublade.



      Sven gab den Brief an Roger weiter, setzte sich auf den harten Boden und schnaufte tief durch.
      Als Roger zu Ende gelesen hatte ging er zum Schreibtisch holte sich die Medaille und setzte sich neben ihn.

      "Und jetzt? Kommandant." Roger versuchte dabei aufrichtig zu lächeln.
      "Ich weiß nicht."
      "Macht nichts Sven.......... Ich auch nicht................. Ich auch nicht."
      Abschied ist nur ein anderes Wort für Neubeginn ( Part 2)

      Nachdem er der Floristin eine Handvoll C-Bills überreicht hatte, im Gegenzug für einen üppig geschmückten Blumenstrauß, zog sich Dea eine Zigarre aus der Jackentasche und steckte sie sich lustlos zwischen die Mundwinkel.

      Er sinnte kurz darüber nach, ob es vielleicht unangebracht war Tote Pflanzen in der Gegenwart der Floristin anzuzünden und steckte die Zigarre wieder zurück.

      Ein Blick auf sein Smartphone zeigte eine neue Nachricht.
      Hammerhead:
      "Er ist wach."
      Dea fasste sich ebenso kurz;
      "Bin unterwegs."

      Eine Stunde später traf er am Sancta Klara Hospital ein.
      Die Empfangsdame begrüßte ihn schon von weitem mit einem breiten Grinsen.
      "Das sind aber schöne Blumen. Hast du mir endlich mal wieder etwas mitgebracht?"
      Dabei warf sie ihm einen hoffnungsvollen Blick zu.
      "Die sind nicht für dich."
      "Schade. Beim nächsten Mal?"
      Dea verlangsamte seinen Schritt nicht.
      "Beim Nächsten Mal."
      Damit war die Unterhaltung für ihn abgeschlossen.

      Als er Hammer sah, hellte sich seine Miene auf.
      "Wie geht´s ihm?"
      "Die Ärzte sagen er sei stabil. Er wird noch einige Tage hier bleiben müssen. Aber er hat das härteste überstanden."
      Dea lächelte. "Gut. Aber ob er den härtesten übersteht wissen wir erst in ein paar Minuten."

      Damit öffnete er die Türe ins Patientenzimmer.

      "Wer ist da?"
      "Ich bins."
      "Ah. Du bist es. Wer bist du?"
      "Dea. Ich bins. Dea."
      "Bist du es wirklich? Du siehst so anders aus?"
      "Das könnte ich wohl auch über dich sagen."
      "Ah der alte Komiker, . Du bist es wirklich. Ich bin froh dich zu sehen, Dea."
      "Das könnte ich wohl auch über dich sagen."

      Alterfighter lachte. Alterfighter hatte noch nie über einen seiner Sprüche gelacht, zumindest nicht wenn er dabei gewesen ist.
      "Sind die Blumen für mich?"
      "Ähem.. ähem.. eigentlich nicht nein."
      "Ach okay. Ich dachte nur."
      "was dachtest du?"
      "Ich dachte du möchtest dich vielleicht bei mir bedanken. Aber der Strauß ist etwas zu trübsinnig für ein Dankeschön."
      Dea nickte stumm, dann überkamen ihn die Tränen.
      Er hatte cool bleiben wollen, so wie er es sich immer vorgenommen hatte. Aber er konnte nicht. Es war einfach zu viel.
      Zu viel Trauer, Zu Viel Freude. Einfach zu viel von allem.
      Das Gesicht ins Bett von alterfighter gedrückt ließ er alles aus sich heraus.

      "Es tut mir so leid. Es tut mir leid. Ich ... Ich... "
      "Alles ist gut Dea. ........Alles ist gut."
      "Ist es nicht. Ich sollte in diesem Bett liegen. Nicht du. Ich."
      "Alles ist gut. Dea. Ich bin doch schon fast wieder auf den Beinen. ALles ist bestens. Naja bis auf das Essen hier.
      Du würdest bestimmt einen besseren Service bekommen als ich. Die Empfangsdame. War das nicht die kleine von der du erzählt hattest?
      Die mit dem Karottenfetisch?"
      Dea blickte auf.
      "Ananas."
      "Ach ja. Stimmt. Ananas. Passen in jede Öffnung."
      So plötzlich wie die Tränen gekommen waren, so musste Dea nun herzhaft lachen und auch alterfighter hielt sich nicht zurück.
      Es dauerte eine Weile, ehe wieder Ruhe ins Zimmer einkehrte.
      "Danke."

      "Alles ist gut."
      "Du hast mein leben gerettet."
      "Wenn du es so sagst, klingt es wie ein Fehler."
      "Ich steh in deiner Schuld."
      "Das klingt wiederum sehr gut. Ich hätte da auch schon etwas, das du für mich tun könntest. Als "Wiedergutmachung."
      "Was meinst du?"
      "Das Essen hier ist wirklich schrecklich. Das kannst du dir nicht vorstellen.
      Hammer meinte in der Küche gäbe es frisches Obst. Vielleicht. ... Hmmm.. Ich kann mich da nicht reinschleichen. Aber..
      Du verstehst?"
      "Ich schau mal was sich auftreiben lässt."
      "Perfekt. Ich nehm alles. ... Warte.,... Alles außer Ananas. Wer weiß wo die schon überall war."

      Dea hatte die Türklinke schon beinah in der Hand, als er nocheinmal die Stimme seines Retters hörte.

      "Dea?"
      "Ja?"
      "Wenn die Blumen nicht für mich sind? Und auch nicht für deine Freundin da draußen......"
      Alterfighter blickte ihn nachdenklich an.

      Dea holte tief Luft und seufzte.

      "Drakaan."